Donnerstag, 4. Juni 2009

Review: Pal One - Seelentreffen



01. Wie Es Ist
02. Ein Mann, Ein Rhyme
03. Herz Auf Der Zunge
04. Ohne Dich
05. Denk Nach
06. Kein Liebe Im Spiel
07. Lass Die Zeit Los
08. Treu Geblieben
09. Zu Hause
feat. Nicole Hadfield
10. Zufrieden
11. Ein Mann, Ein Rhyme
(Remix)

Pal One ist irgendwie andersrum. Bevor mir jetzt aber energische Forenkids und realkeepende Streethustler mit aufgebrachten "no homo"-Schreien entgegenkommen, nehme ich am besten sofort die Luft aus dieser missverständlichen Behauptung, da es viel eher um die persönliche Entwicklung des "Mannemer" Urgesteins geht.
Denn der Rapper entpuppt sich nicht als Wolf im Schafspelz, nein, aus dem "Palwolf" entwickelte sich ein Rapper, der sich nicht mehr nur mit belanglosen Dingen rund um Rap und seine Attitüden befassen, sondern
der in einem "Seelentreffen" seine inneren Gefühle, ja, auch wenn es abgedroschen klingt, seine Seele darlegen will.

Doch davon merkt man nicht viel. Man denkt, seit "Fokus: Rap" hat sich mit dem aktuellen Titel wohl auch die Wertlegung im Bezug auf die Thematik der Texte geändert. Das stimmt schon irgendwie: Pal One rappt jetzt nicht nur noch über Rap, sondern über Rapper, die nicht über ihre Gefühle rappen. Und das wirklich auf nahezu jedem Song des Albums. Da werden mal die bösen Rapper angeprangert, die Rap nur wegen des Geldes und nicht aufgrund der Liebe zur Musik machen und... hm, das wars eigentlich schon. Da jeder Raphörer wahrscheinlich 153.000 (natürlich legal beschaffte) Songs über das selbe Thema auf seiner Festplatte hat, ist das irgendwie ermüdend und nichts Neues.

"Du gibst mir Geborgenheit und das Licht ist drin/
Und wer rappt heutzutage über Dinge, die wichtig sind?/
"

Diese Textpassage ist wahrscheinlich das erschreckendste Beispiel für die Dumpfheit der Texte Pal Ones. Denn was bitte hat ein müdes, abgedroschenes Statement über Rap in diesem Liebeslied "Ohne Dich" zu suchen, in dem PalOne zuvor wirklich ehrlich über eine schwierige, aber zugleich auch für ihn sehr wichtige Beziehung zu einer Frau rappt?
Das ist das Traurige am gesamten Konzept des Albums, das sicherlich nicht so beabsichtigt war, sondern sich erst Track für Track in diese Richtung entwickelt hat. Denn Pal One rappt nicht über Gefühle, sondern er rappt darüber, über Gefühle zu rappen. Und das auf Albumlänge. Hinzu kommt, dass er fast schon unfähig ist, sinvolle und interessante Texte zu schreiben. Ein Reimwunder war Pal noch nie. Aber wenn die eh schon einsilbigen Reime trotzdem noch so unangebracht und erzwungen wirken, dann läuft da eindeutig was schief.

Das soll jetzt kein kompletter Verriss sein, denn das Album ist sauber produziert, Pal bewegt sich zwar steif (ein Freund von mir nennt ihn liebevoll den Metzger), aber dennoch sicher im Takt, kennt sein Handwerk, auch wenn er sich raptechnisch in den letzten Jahren nicht wirklich weiterentwickelt hat – aber wie viele Fans schreien denn nach dem alten Samy oder dem alten Savas? Auf "Zufrieden" betritt er andere Wege. Weg vom Nörgeln, von der Unzufriedenheit mit dem Status quo der Rapszene erzählt der Song von Pals Zufriedenheit mit seinem Lebensweg und kann so als Abschluss einer Entwicklung angesehen werden, die er im Laufe des Albums durchgemacht hat:

"Wenn ich wählen könnte, würd ich's nochmal so machen/
Den Job schmeißen, mich wieder bewerben, die ganzen Sachen/
Aber eines werdet ihr mir nie wieder nehmen/
Die Liebe zum Menschen, Liebe zum Leben, Liebe zum Geben/
"

Dieser Song ist ein Beweis dafür, dass Pal One es besser kann. Auf dieses Instrumental passt sich seine Stimme gut an und man hat nicht das Gefühl, dass der Text so hingeklatscht ist, wie es auf den anderen Tracks wirkt. Hier wirken die Emotionen, die er mit seiner Stimme transportiert, echt. Das ist auch ein Problem auf den anderen Songs. Durch die immer ähnliche Thematik jedes Songs und die immer gleiche Vortragsweise springt der Funke nicht über und das gesamte Album wirkt monoton.

Fazit: "Treffen sich zwei, einer kommt nicht" – dieser total dumme Stammtischwitz, den ein alter Schulkamerad von mir nach ein paar Bierchen immer wieder zu erzählen pflegt, trifft es irgendwie. Denn dieses "Seelentreffen" ist kein wirkliches Treffen. Der Hörer wird nicht erreicht, er wird von den Texten nicht berührt. Insgesamt wirkt das Gesamtwerk undurchdacht. Man möchte hoffen, dass es am Konzept und nicht an einem mittlerweile ermüdeten Rapper liegt. Zwar technisch sauber, aber einfach nicht innovativ.

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