Montag, 23. November 2009

Mädness – Zuckerbrot & Peitsche



01. Zuckerbrot & Peitsche
02. Querfeldein
03. Kein Kompromiss
feat. Olli Banjo
04. Cool
05. Schöne Menschen
feat. Morlockk Dilemma
06. Wer ist der Beste?
07. Damals ist vorbei
08. Solche Rapper
feat. Kool Savas
09. Guck dich an
10. Bin ich schon drin?
11. Sucht
12. Unterschätzt
feat. Patrick mit Absicht
13. Warteschleife
14. Schurz
15. Meine Party
feat. Baggefudda & El Ray
16. Hip Hop
17. Gude (Liveversion)


Mädness, der ab und zu mal gerne mit zwei Jungs an der Tankstelle rumhängt und außerdem ein echtes Unikat ist, beruft sich jetzt auf seine Authorität. Schluss mit lustig, Wischiwaschi-Lotterleben, "Gude" und so, jetzt werden "Zuckerbrot & Peitsche" ausgepackt. Wird Deutschrap nun endlich erzogen? Eine gewisse freie Enzyklopädie spuckt zu diesem Thema nämlich hauptsächlich Dinge aus wie: "Die Zuckerbrot-und-Peitsche-Methode besteht nun darin, gezielt sowohl positive Gefühle (z.B. durch Lob) bei gewünschtem Verhalten als auch negative Gefühle (Tadel) bei unerwünschtem Verhalten auszulösen." Das passt irgendwie, denn nach über zehn Jahren Umtriebigkeit auf Freestylebattles, Jams und (vermehrt in den letzten Jahren) natürlich auch im Studio, hat Mädness eigentlich so einiges zu sagen. Vor allem den Respekt von szeneinternen Kollegen und eingefleischten HipHop-Heads hat er schon länger. Nachdem er aber lange Zeit trotzdem noch weitgehend unter der Oberfläche blieb, erreichte er mit dem Release von "Unikat" 2007 erstmals auch weitreichenderes Aufsehen, auf das sich nun mit seinem zweiten Soloalbum aufbauen lässt. Laut eigener Aussage wesentlich flüssiger und um einiges härter als auf seinem Debüt.

Härter stimmt. Wenn auch schon der Vorgänger sehr in Richtung elektronische Musik ging, ließ vor allem die Onlinetrack-Zusammenstellung "Als hätt' ich nix getan" durchscheinen, wie es hier künftig weiterzugehen hat. Nämlich nochmal um einiges experimenteller. Auf Brettern von
Kollege Schnürschuh, Dirty Dasmo,Stützpunkt.643 und Rocko wird geglitcht, geswitcht und gekitscht, was das Zeug hält. Das tut der Qualität keinen Abbruch, denn stumpfe Raps auf Electrobeats kann man von Mädness, der ab und an gerne mal einen Rucksack sportet, wahrscheinlich als Letztes erwarten. Denn der vereint eigentlich ziemlich viel von dem, was man so braucht, um ein erfolgreicher und angesehener Rap-Künstler zu sein. Und das alles auf seine eigene Art. So wird der lockere hessische Akzent mit Wortwitz, aber auch zum Teil mit sinnfreien und gerade deswegen genialen Themen kombiniert, ohne dass die nötige Prise Ernsthaftigkeit auf der Strecke bleibt. Und auch an seinen Rapskills hat Mädness gefeilt. Wo er schon auf seinem Debütalbum mit ausgefallenen Flows und Switches überzeugen konnte, schindet er nun noch mehr Eindruck mit progressiveren, schnelleren Parts, ohne textlich in schwachsinnige Phrasendrescherei abzudriften. Der selbsternannte "Gude" beweist auf seinem Album aufs Neue, dass er – und ich lehne mich hier bewusst weit aus dem Fenster – einer der ganz wenigen in Deutschland ist, die es zustande bringen, einen Flowwechsel nach dem anderen hinzulegen, ohne dabei bewusst oder unbewusst Kool Savas zu imitieren.

"
Verstehste? Das sind ganz andere Kreise/
Hier scheißt man noch Blumen und sagt Lounge zu 'ner Kneipe/
Und genau dieser Unterschied macht es entscheidend/
Und filtert den Dreck von den Schönen und Reichen/
"

Auf "
Schöne Menschen" führt Mädness die Erzählart, die er auch schon früher benutzt hat, fort und rappt ironisch über Snobs, Wichtigtuer und Schnösel. Unterstützt wird er dabei von Morlockk Dilemma. Auch sonst hat der Rapper so einige Spezialgäste im Rucksack: Sowohl Olli Banjo, Kool Savas, Patrick mit Absicht als auch Baggefudda und El Ray steuern jeder auf seine Art ihren Teil zum Gesamtwerk bei.

Wenn man dieses Album nun nochmal mit seinem Vorgänger "Unikat" vergleicht, fallen neben den schnelleren Rapparts vor allem auch thematisch ein paar Veränderungen auf. Wo
Mädness auf seinem Debütalbum ab und an noch etwas tiefer in seine Gedankengänge und Privatsphäre blicken lässt (auf einer Abrechnung mit seiner Ex zum Beispiel), finden sich auf "Zuckerbrot & Peitsche" fast nur noch Representing-Songs über HipHop und Realkeeping plus natürlich eine ordentliche Portion "Dummgebabbel". Aber auch völlig behämmerte Songs ("Konterschoppe") sind diesmal nicht vertreten. Obwohl:

"
Frauen sind auch viel schlimmer als Männer, weiß sie/
Weil die beim Geschäft oft gerne vorbeiziel'n/
Damenhaft erträgt sie die Last/
Sie kneift beide Backen zusammen, damit's klappt/
"

Nichts für zarte Gemüter ist "
Schurz". Mädness erzählt die Geschichte eines Dates mit... unkonventionellem Ende aus zwei Sichten: seiner und ihrer. Auch "Guck dich an" ist ein Song, der auf jeden Fall Beachtung finden sollte. Wetten, dass es sich hierbei um einen offenen Brief an einen TV-Moderator handelt?
Letztendlich könnte ich noch über einige Songs mehr schreiben, da sie sich entweder durch witzige Thematik oder versierte Technik auszeichnen. An einer Stelle hapert es aber fast immer: Wo sind die eingängigen Hooks? Auch schon beim letzten Album war mein Hauptkritikpunkt, dass sich auf den Songs so gut wie nie ein Refrain finden ließ, der gut ins Ohr ging. Ich will jetzt nicht mit Autotune-Gekrächze anfangen, aber ich vermisse hier die richtig gut gerappten Hooklines.

Fazit:
Auf Wikipedia stand zum Thema "
Zuckerbrot & Peitsche" zwar auch noch: "Wie bei der Pferdedressur stellt die Peitsche also zumeist eine Drohung dar, die nur selten tatsächlich eingesetzt wird." Meine Angst, dass es sich hier nur um eine lasche Fortsetzung eines unerwartet und zu Recht gefeierten Erstlingswerks handelt, war aber zum Glück unbegründet. Der Nachfolger besticht durch noch ausgefeiltere, nahezu perfekte Raptechnik und den gewohnten Wortwitz. Trotzdem kann das Werk durch die fehlenden herausstechenden Songs (vor allem wegen der Hooks) teilweise etwas einseitig wirken. Schafft es für mich aufgrund dieser Kritikpunkte nicht ganz zum "Unikat".

Sonntag, 1. November 2009

unknown Kings: Oktober 2009

Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf MySpace oder Massenmails im Instantmessenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: "Hey, ich habe mein Album (Mixtape, Streettape, Streetalbum, Streetmixtape, Tapemixstreet, Albumtapemix... diese Liste lässt sich beliebig fortführen) fertig gestellt. Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab."
Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre, wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Internet in Deutschland rumgeistern, ist das nahezu unmöglich.
Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem – da kann er ja (meistens) nichts falsch machen –, während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen.

Mit dieser Rubrik habe ich mir das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die meiner Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypeter Internetgrößen anzutreffen sein, noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen.
Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.




ElDia – Kopfreise



ElDia ist so ein Kandidat, der einfach aufgrund der Tatsache, dass er sich nicht versucht, mithilfe penetranter Werbung aufzudrängen (ein Gruß geht an dieser Stelle raus an alle Web 2.0-Vergewaltiger), schlicht und ergreifend von der riesigen Masse an Spam seiner Konkurrenten überrollt wird. Im Gegensatz zu eben denen hat ElDia 32 Freunde bei MySpace und einen ganzen Vote hier auf seiner rappers.in-Artistpage. Und dabei hat diese sechs Tracks starke EP schon einiges an Fertigkeiten des Rappers vorzuweisen. Auf Freebeats (laut eigener Aussage sind 80% von "rappers.in-Produzenten") philosophiert er über sehr persönliche Themen. Was heraussticht, ist das offensichtliche Fernweh, das ihn immer wieder songübergreifend dazu treiben will, die Welt zu sehen – was sich auch im Titel "Kopfreise" widerspiegelt. Das ist ein Ansatz, der sehr interessant ist und der EP auch den Hauch von einem roten Faden verleiht, auf den man vielleicht weiter hätte aufbauen können. Denn sonst passiert hier textlich eben Ähnliches wie bei vielen anderen Künstlern, die sich an "deepen" Inhalten versuchen: "Die Welt ist grau, es geht mir schlecht" – aber warum, weiß man als Hörer nie so wirklich genau, sodass diese ganze Melancholie einfach etwas aufgesetzt und zweckgeschrieben wirkt. Doch halb so wild, denn für die Ignoranz, mit der die Szene ElDia bisher begegnet ist, beweist er eine so überraschend gute Technik, dass ich jedem Leser hier mindestens einen Blick auf die Artistpage raten möchte. Bis auf wenige Ausnahmen überdurchschnittlich gute Texte treffen solide Rapskills. Und die Abfahrt "Stiller Schrei" wird hier noch öfter laufen!

http://www.myspace.com/eldiarap – kostenloser Download



PatriX – Truemanshow



PatriX dürfte dem ein oder anderen schon ein Begriff sein. Vor allem mit seinem letzten Solo-Album "Faible" konnte er sich eine solide Basis an Hörern und Akzeptanz der Szene erarbeiten, auf die es nun aufzubauen gilt. Ein Blick auf die Tracklist macht sofort klar: Das hier ist kein Rapper, der sich einfach wahllos von irgendwelchen Producern Beats schnappt und seine Strophen draufklatscht. Neben Jungtalent Cop Dickie zeichnet der Künstler somit selbst für den Großteil der Hintergrundklänge verantwortlich, einzelne Beats steuerten 4beating, 6ixbeats und Nowak bei. Der Titel "Truemanshow" lässt direkt einiges erahnen: Angelehnt an den namensgleichen Film, bekommt der Hörer durch das Album einen sehr intimen Einblick in PatriX' Leben. Der Künstler beschäftigt sich in den Songs mit Selbstverwirklichung, Zukunftsangst und vor allem mit dem Drang, sich nicht in den Einheitsbrei des Alltags einrühren lassen zu wollen. Und letzterer ist eben der Punkt, in dem der Albumtitel den roten Faden des Werks wie die Faust aufs Auge trifft. PatriX will raus aus diesem Rollenschema, in das er sich gedrängt fühlt, will ohne Ansprüche das Glücklichsein finden, doch fühlt sich letztendlich durch den Erfolgs- und Geschäftszwang der Gesellschaft einsam. Garniert mit viel Gesang, entfernen sich die Songs vom langweiligen Schema Part – Hook – Part und verleihen dem Album als Gesamtwerk etwas ganz sympathisch Eigenes.

http://www.myspace.com/patrix5zwo7 – kostenloser Download



Lingua Loca – Alles in Bewegung



Wie oft habe ich in den letzten zwei Jahren den Unmut vieler HipHop-Anhänger gegen den momentanen Trend "Rap mit Band" mitgekriegt. "Das ist ja überhaupt kein richtiger Rap mehr!", "Wohin ist die traditionelle Kombo MC – DJ verschwunden?" sind nur zwei Kommentare, die man immer wieder bei Konzerten von einigen Nörglern hört. Und das ist auch irgendwie nachvollziehbar. Denn oft sind die Lieder auf Grundlage von wuchtigen, im Studio produzierten Beats entstanden, die dann live mit Band nur mäßig nachgespielt werden. Lingua Loca ist aber ein ganz anderes Kaliber. Wenn man sich die vier Songs der EP "Alles in Bewegung" anhört, merkt man, dass sie schon von Grund auf bei der Entstehung ein Gemeinschaftserzeugnis darstellen. Bei dieser elf(!)-köpfigen Band scheint jedes Instrument gleichwertig zu sein. Da gibt es ein Saxophon, eine Posaune und eine Trompete als lockere Bläserformation, die "Standard"-Ausrüstung Gitarre, Bass, Keys und Drums, aber auch das HipHop-Element DJing kommt dank Philow an den Plattentellern und Percussions nicht zu kurz. Ari und Teee, die für die Raps zuständig sind, flowen gekonnt über gemütliche Melodien, die trotzdem live Abgehpotenzial haben. Man merkt der schon seit 2003 bestehenden Band auf jeden Fall die Routine, den Spaß an der Musik und das gute Zusammenspiel an. Für mich wieder mal ein Beweis dafür, was es ausmachen kann, wenn Musiker zusammen ihre Instrumente im Studio einspielen – da wirkt der Ein-Mann-Producer, der im Keller produziert ziemlich langweilig, oder? Super Sache!

http://www.lingualoca.com – zu kaufen



Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings – *Künstlername*" an jan@rappers.in.
Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann. Ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!

Review: Hassan Annouri – International



01. Intro
02. Ich hoffe du weisst mir geht es gut
03. Teufelskreis
04. Wahrheit
feat. Cassandra Steen
05. Revanche feat. Afrob & She-Raw
06. Gutes Mädchen
07. Bring mich bitte heim
08. Tanz für mich
09. Hoffnung
10. Danke Interlude
11. So cool wie ich
12. Alles vergessen
feat. Bouchnak & Valezka
13. Kopf oder Zahl feat. Eko Fresh
14. Traurige Lieder feat. Dean Dawson & Blaze
15. Immer wenn ich...
16. Lizenz
feat. Curse, Dean Dawson, Blaze, Jeyz & R.A.F
17. Wir lieben unseren Glauben
18. Bock auf'n Beat
feat. Sido & Harris

Es scheint wohl im Moment die Zeit der lange angekündigten, aber immer wieder aufgeschobenen Releases zu sein. Denn nach vielen Jahren im Geschäft veröffentlicht nun auch Hassan Annouri, seines Zeichens Teil des Produzenten-Duos "Bock auf'n Beat", endlich sein Debütalbum "International". Wem weder Hassan, noch "Bock auf'n Beat" ein Begriff sein sollte: Der Frankfurter Produzent, Rapper und Sänger hat in den letzten Jahren nicht nur für Nico Suave, Olli Banjo oder Joy Denalane musikalische Ergüsse auf die Platten gebracht, sondern hatte auch für Größen wie Fatman Scoop, Dr. Dre und Xzibit per Remixerei die Finger im Spiel. Doch der Wunsch, selbst für jedes Lied vom ersten Klaviertastendruck über das Schreiben der Lyrics bis hin zum Einrappen verantwortlich zu sein, ist – so er selbst über die Entstehung des Albums – mit der Zeit immer stärker geworden. Und nun, nach längerer Zeit des Werkelns, veröffentlichte er das Album "International" mit mächtig Verstärkung im Gepäck.

International also. Wer jetzt auf ein Album mit Sprachenvielfalt von Indonesisch bis Swahili hofft, wird leider enttäuscht werden. Denn internationale Künstler sind hier fast keine vertreten. Vielmehr sieht Hassan Annouri sich selbst als "international", was zum Teil an seiner marokkanischen Herkunft, seiner Verbundenheit zu den Problemvierteln Frankfurts, aber auch an seiner musikalischen Umtriebigkeit in den letzten Jahren liegen dürfte. Und das merkt man der Platte auch sofort an. Produktionstechnisch bekommt der Hörer hier einiges geboten. Hassan reduziert seine Künste nicht auf billige Synthieklänge, sondern macht Musik mit Hand und Fuß. Da werden hier und da mal Klavier und Bass selbst eingespielt, man hört am Ende eines Liedes ein Solo und von groovigen Drumsequenzen muss man bei Percussion-Wunder Annouri sowieso ausgehen. Insgesamt bewegt sich das Album, was Musikalität angeht, weit über dem HipHop-Durchschnitt, der zur Zeit so durch die Boxen schleicht. Kombiniert wird dieser musikalische Grundriss mit der passenden Stimme Hassans, die – auch wenn es widersprüchlich klingt – rough, aber trotzdem irgendwie smooth wirkt. Thematisch erzählt er Geschichten aus seiner oder der Vergangenheit Anderer, nutzt aber auch die Gelegenheit, das ein oder andere Mädchen zum Tanzen aufzufordern. Textlich ist das weder peinlich, noch mitreißend, weder gezwungen noch poetisch.

"Ich bin der Drogendealer, ich hab' braune Haut und schwarze Haare/
Ich bin schlecht für deine Tochter, weil ich gern 'nen Bart trage/
Dabei schreib' ich nur Verse und setz' dazu 'n paar Noten/
Ich bring' die Liebe wieder zurück und schick' den Hass zu euch Idioten/
"

Auf dem Song "Wahrheit" mit Cassandra Steen spricht der Marokkaner das aus, was ihm schon lange auf der Zunge liegt: die Wahrheit. So geht es um seine eigenen Gefühle und Ängste, in der zweiten Strophe rechnet er mit den von ihm erlebten Vorurteilen gegen ihn und andere Ausländer ab. Wie man merkt, geht es hier oft persönlich zu, was zum Teil interessant, aber auch leider immer wieder belanglos, da schon viel zu oft gehört, ist. Mittlerweile scheint die Tatsache, dass (nicht nur) ausländisch-stämmige Deutsche in den Brennpunkten von Großstädten eine schwere Jugend voller Probleme und Vorurteile haben, auch bei Klaas aus Nordfriesland angekommen zu sein. Deswegen passiert hier thematisch nicht viel Neues. Ähnliche Einflüsse hat auch der Song "Gutes Mädchen", in dem Hassan – dieses Mal in Form von Storytelling – über ein Mädchen erzählt, das aufgrund eines schlechten Umfelds und dem Mangel an Selbstachtung abstürzt:

"Sie würde gerne ein neues Leben starten/
Sie würde gerne Kinder, ein Haus und 'n guten Mann haben/
Sie würde gerne zurück zu ihren Eltern geh'n/
Doch weiß genau, dass ihre Eltern sie nicht gerne seh'n/
"

Die in der Einleitung dieser Review schon erwähnte Umtriebigkeit Hassans in der Musikszene ist nicht nur der Vielfalt der Hintergrundklänge anzumerken. So ließen sich viele der Künstler, die von ihm zuvor schon produziert wurden, nicht zweimal bitten und steuerten Strophen und Refrains bei, was dem Album natürlich eine gewisse Vielfältigkeit verleiht. Aber das musikalische Gesamtbild, das durch den Einklang zwischen der Musik und der Stimme Hassans vermittelt wird, wird so durch viele unterschiedliche Rap-Parts anderer Künstler gestört. Man könnte sogar so weit gehen, zu behaupten, dass sie das Werk stellenweise zu einem simplen Kollaboalbum abwerten – ein Titel, den es auf keinen Fall verdient hat. Die gesungenen Refrains passen sich dem musikalischen Kontext zwar gut an, wirken aber auf mich zum Teil etwas gezwungen, als wären da zehn Stimmen in verschiedenen Tonlagen eingesungen worden, um extrem viel Spannung und Dirtyness einzubringen. Doch weg vom Gesang: Vor allem Raptechnik-Fanatiker werden einen Bogen um die Künste Hassans machen. Denn den Luxus, in den Genuss von Doppelreimen, Flowabfahrten oder gar rhetorischer Gewandtheit zu kommen, kann ich hier – Hand aufs Herz – niemandem versprechen.

Fazit:
Hassan Annouri liefert mit "International" ein einwandfrei produziertes Debütalbum ab, welches vor allem durch Vielfalt und Musikalität beeindrucken kann. In Sachen Raptechnik und Thematik ist er zwar nicht unbedingt auf dem progressivsten Kurs, letztendlich schadet es dem Gesamtbild aber nicht wirklich. Ob die hohe Zahl der Featuregäste störend, wichtig, oder gar notwendig ist, bleibt dem Hörer selbst überlassen. Gutes Debütalbum, das hohe Erwartungen an einen Nachfolger mit sich bringt.

Dienstag, 29. September 2009

unknown Kings: August/September 2009 – Teil 2

Von wegen, Rap in Deutschland ist uninteressant, langweilig geworden, gar tot. Wenn es ginge, würde ich gerne jedem Ignoranten, der blind solche Behauptungen in den Raum wirft, mein E-Mail-Postfach vor den Latz hauen, um zu beweisen, dass dem eben überhaupt nicht so ist. Denn seit dem Start meiner Kolumne im Februar ist mein Mail-Server regelrecht überflutet von Anfragen und Empfehlungen von Releases, die zwar manchmal noch ausbaufähig, aber oft schon richtig gut und ausgefeilt sind. Gerade in den letzten zwei, drei Monaten hab' ich mich durch Demos so vieler bomben Rapper gehört, die ich noch überhaupt nicht kannte, dass es mir teilweise wirklich leid tat, nicht jedes mit ins Magazin nehmen zu können. Und von Einseitigkeit ist da absolut keine Spur. Wer sich durch meine vorherigen Artikel gekämpft hat, weiß, dass die beschriebenen Alben meistens vom Style her komplett verschieden sind, alle auf ihre Art frisch. Also, hier dieses Mal der "unknown Kings"-Zweiteiler, frei nach dem Motto: "Wer sagt, HipHop ist tot, sucht nur an den falschen Stellen!"


Scotch – Alkopop



Der Titel dieses Albums sagt eigentlich schon einiges über die bevorzugte Thematik der darauf befindlichen Songs aus. Und nee, hier geht es nicht (ausschließlich) um die von jungen Mädchen geliebten und von Eltern verachteten Mischgetränke à la Bacardi Breezer oder Rigo, "Alkopop" ist viel eher – oha! – ein Wortspiel. So singt und rappt Scotch meist auf nach vorne gehende Synthiebeats mit simplen aber hämmernden Drums. Alles ein bisschen poppig haltend, fordert er die Zuhörer zum Tanzen, Singen, Trinken und Sich-an-ihm-Aufgeilen auf. Autotune-Vergewaltigung inklusive, versteht sich. Und auch wenn ich persönlich finde, dass dieser oft sogenannte "T-Pain-Effekt" sowas von 2007 ist, bin ich im Auto sofort dazu geneigt im Provokations-Modus die Fenster runterzukurbeln und das Ding lauter zu drehen. Scotch versteht auf jeden Fall was von seinem Handwerk. Und mit seiner Meinung zu Deutschraps Status quo hält er sich auch nicht zurück. So rappt er zum Beispiel "Dein Sound klingt nach Straße, meiner nach Studio!" oder "Was, 'HipHop'? Ihr Affen, denn Pop ist jetzt Boss".
Obwohl die Prioritäten eindeutig auf Party gesetzt sind, verfällt er nicht gleich in das beliebte Schema, textlich wie technisch primitiv zu rappen. So findet man in seinen Strophen sowohl Punchlines und Vergleiche als auch Flowvariationen. Wahrscheinlich lange nicht jedermanns Sache, aber eine gute und launemachende Abwechslung.

http://www.myspace.com/scotchtime – kostenloser Download


Schlakks – Appetithäppchen



Diese auch wirklich als "Appetithäppchen" auf das angeblich Ende des Jahres erscheinende Album "Menschlich" zu verstehende EP des Wahl-Dortmunders Schlakks umfasst sechs Songs und ist im Großen und Ganzen mit zwei Adjektiven zu beschreiben: locker und gemütlich. Sowohl Beats als auch Raps sind hier meist leger gehalten und verbreiten insgesamt eine lockere Abhäng-Stimmung. Textlich bewegt sich Schlakks irgendwo zwischen poetischen Selbsteindrücken und etwas Sozialkritik, besticht aber vor allem durch Routine – hier stimmt jede Silbe, kein Addlip ist verrutscht. Auffällig sind auch die oft vielsilbigen Reime, die sich stets gut in den Gesamtkontext einfügen. Wirkt insgesamt auf mich alles schon ein bisschen "oldschooliger". Das einzige Manko (und diesen Kritikpunkt hatte ich bis jetzt in noch keiner Review) ist die Stimme. Natürlich ist das hier mein vollkommen subjektives Empfinden, aber irgendetwas unterschwellig bassiges liegt da für mein Ohr drin, was den gesamten Rap trotz der vorher angesprochenen Souveränität immer ein kleines bisschen unsicher wirken lässt. Was aber kein allzu großes Contra gegen den kostenlosen Download dieses guten Werkes ist. Gute Musik zum gemütlichen Gammeln.

http://www.myspace.com/schlakksi – kostenloser Download


Derik – Mitterana Karma



Dem Pressetext zufolge erhofft man sich, Derik könne mit seinem Album "Mitterana Karma" wieder etwas Oldschool-Flavour vermitteln. Finde ich nicht. Das ist aber auch nicht wirklich schlimm. Sowohl Beats als auch Rap lassen mich zwar keineswegs in Erinnerungen an alte Rap-Klassiker schwelgen. Aber Derik zieht – was umso besser ist – sein eigenes Ding durch und hat so meiner Meinung nach viel mehr Respekt verdient als der tausendste (Achtung, nicht abwertend gemeint:) Backpacker, der auf Premo-Kopien den alten Zeiten hinterhertrauert. Im Intro verkündet Derik, er besitze "1000 Stimmen", die alle etwas anderes zu sagen haben. Und das trifft auch irgendwie auf seine Musik zu. So spielt er gerne mal mit seiner Stimme, verstellt sie, schlüpft in andere Rollen und verleiht so dem ganzen Album einiges an Vielfalt und Pepp. Man hat fast das Gefühl, dass Derik in jedem Song ein bisschen anders klingt. Er kann aber auch nachdenkliche Töne anstimmen. Dieser Spagat ist durch die immer mitschwingende Unbeschwertheit, die er vermittelt, aber nie eine Gefahr für die Glaubwürdigkeit des Künstlers. Besonders schmackhaft sind aber nichtsdestotrotz die witzigen Stücke des Albums wie etwa der "Clubtrack" mit herrlich schräger Ohrwurmhook oder die Gasteinlage des Motzers. Mit noch etwas mehr Sorgfalt beim Einrappen und Konzentration auf die Silbenanzahl der Zeilen beim Schreiben, um kleine Nuschler und Quetscher zu vermeiden, kann das noch was richtig Gutes werden.

http://www.myspace.com/derikmusik – zu kaufen


Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings – *Künstlername*" an jan@rappers.in.
Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann. Ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!

unknown Kings: August/September 2009 – Teil 1

Von wegen, Rap in Deutschland ist uninteressant, langweilig geworden, gar tot. Wenn es ginge, würde ich gerne jedem Ignoranten, der blind solche Behauptungen in den Raum wirft, mein E-Mail-Postfach vor den Latz hauen, um zu beweisen, dass dem eben überhaupt nicht so ist. Denn seit dem Start meiner Kolumne im Februar ist mein Mail-Server regelrecht überflutet von Anfragen und Empfehlungen von Releases, die zwar manchmal noch ausbaufähig, aber oft schon richtig gut und ausgefeilt sind. Gerade in den letzten zwei, drei Monaten hab' ich mich durch Demos so vieler bomben Rapper gehört, die ich noch überhaupt nicht kannte, dass es mir teilweise wirklich leid tat, nicht jedes mit ins Magazin nehmen zu können. Und von Einseitigkeit ist da absolut keine Spur. Wer sich durch meine vorherigen Artikel gekämpft hat, weiß, dass die beschriebenen Alben meistens vom Style her komplett verschieden sind, alle auf ihre Art frisch. Also, hier dieses Mal der "unknown Kings"-Zweiteiler, frei nach dem Motto: "Wer sagt, HipHop ist tot, sucht nur an den falschen Stellen!"


Weekend – Fans gesucht



Dieser Herr Wiegand macht absolut keinen Hehl daraus, dass er aus gutem Hause stammt, im Neubaugebiet wohnt und Sozialpädagogik studiert – was heißt keinen Hehl, er reitet gar regelrecht darauf herum. Doch das heißt noch lange nicht, dass sich die Hörer mit pseudo-philosophischen Theorien über den Sinn des Lebens oder Anti-Drogen-Appellen rumärgern müssen. Ganz im Gegenteil: Hier wird kräftig ausgeteilt. Ob gegen dich, mich oder auch Prominenz – der junge Mann hat einiges zu sagen. Da wird Massiv resozialisiert, die No Angels bekommen Gratis-Kondome und Samy Deluxe ist ja generell sowieso schwarz. Neben gekonnt ausgeführten Rundumschlägen gegen alles und jeden behandelt Weekend sonst noch sein aktuelles Leben, sei es eine Hommage an sein Neubaugebiet oder ein Song über die Vorteile eines Studentenrappers – natürlich immer mit einer gesunden Prise Ironie. Raptechnisch bewegt er sich auf einem hohen Level, auch wenn diese geschriene Art vielleicht nicht für jeden auf Albumlänge zu ertragen ist. Muss aber eigentlich. Einzig und allein an den Hooks sollte noch etwas gearbeitet werden, so richtig eingängig sind die nämlich meistens nicht. Sonst gutes Ding. Nicht zu vergessen auch die geniale musikalische Untermalung von Peet, Obo und Begroove!

http://www.fansgesucht.de – kostenloser Download


Hizzi & Cheeks – Roboterfuß



Dass sich die beiden eindeutig an Kollegen wie Hollywood Hank, Favorite oder JAW orientiert haben, merkt man schon nach den ersten paar Songs. Denn oft wird da "Menschenhass betrieben", die verweste Leiche deiner Schwester zersägt oder mächtig Drogen genommen. Thematisch geben sich die Zwei auf 19 Tracks (mit Skits) sonst nicht wirklich viel, es wird zwar ab und an mal ein Song über die Liebe zu Rap verfasst, aber größtenteils werden eigentlich – mal mehr und mal weniger asozial – Rapper geschlachtet. Und das bringen Hizzi & Cheeks auch irgendwie mitreißend rüber. Diese Null-Bock-Stimmung, die hier gepaart mit dem offensichtlichen Spaß an der Sache versprüht wird, ist für mich auf ihre Weise total erfrischend. Da wird auf exklusive Beats, auf ganze Tracks und auf eigentlich alles geschissen und einfach mal ein 16er dazwischengeknallt. Textlich und technisch haben beide von Reimketten über Doubletime bis zu (zugegebenerweise teilweise wirklich banalen) Vergleichen einiges zu bieten. Und bei Zeilen wie "Du hast 'nen Kampfhund, ich 'nen Muskelkater – was willst du tun?" muss ich ehrlich gesagt immer wieder grinsen...

http://www.myspace.com/hizzicheeks – kostenloser Download


Maxat – Zu viel für Deutschland



Der 1981 in der ehemaligen UDSSR geborene Maxat zog erst im Alter von 13 Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland, wo er laut Biographie das durchmachte, mit dem viele "Gangsta Rapper" gerne mal überspitzt angeben: Seine Familie musste in Notwohnungen und Übergangslagernin einem sozialen Umfeld hausen, in dem Kriminalität, Gewalt und der Kontakt zu Drogen zum Alltag gehörten. Durch kleinkriminelle Aktivitäten verschlug es ihn ein paar Mal in Richtung Gefängnis, trotzdem schaffte er es 2001, an einer Detmolder Gesamtschule sein Abitur zu machen. Und genau das ist das gewisse Etwas, das mich an Maxat fasziniert. So zeugt seine Art zu rappen zwar von einer gewissen Härte, hier wird sich aber nicht mit belanglosem Ghetto-Gequatsche begnügt, sondern auch mal über den Tellerrand hinausgeblickt (auch wenn das nicht unbedingt bei jedem Song klappt). Ob bewusst oder nicht, Maxat verzichtet auf Quadrupeltime und dreizehnsilbige Reimketten und legt dafür umso mehr Wert auf Aussage. So könnte das Werk mal wieder ein Beweis dafür sein, dass man sich nicht komplett von der Vergangenheit oder dem Erscheinungsbild eines Künstlers beeinflussen lassen sollte, sondern auch mal gut damit täte, etwas Toleranz an den Tag zu legen. Übrig bleibt ein Album, dass zwar in Sachen Technik nicht unbedingt das Fortschrittlichste ist, dafür aber umso mehr Herzblut beweist. Und die ein oder andere Ohrwurmhook ist nicht unmaßgeblich daran beteiligt.

http://www.maxat-music.de – zu kaufen


Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings – *Künstlername*" an jan@rappers.in.
Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann. Ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!

Dienstag, 1. September 2009

Review: Eko Fresh – JKWWADS




01. Jetzt kommen wir wieder auf die Sachen
02. Wer zuletzt lacht!
03. Bitte Spitte 2010
feat. Farid Bang
04. Die Auferstehung
05. Dream


"Eko rappt jetzt wieder wie früher!"
Dieser Aufschrei, der seit der Ankündigung des "Jetzt kommen wir auf die Sachen"-Nachfolgers "Jetzt kommen wir wieder auf die Sachen" durch die Szene geht, kommt mir doch irgendwie bekannt vor. Ich erinnere mich: Wir schreiben das Jahr 2005, als sich Eko Fresh nach "L.O.V.E."-, Türkisch-Rap- und vor allem Hate-Eskapaden durch Rap-Hörer und andere Rapper mit seiner "Abrechnung" zurückmeldet, um zu zeigen, dass er nach wie vor der König von Deutschland ist. Und genau, ihr ratet richtig, in eben diesem Track kündigt er mit eben dieser Zeile seine Rückbesinnung zum alten Rapstil an.
Und nach einem weiteren überraschenden Part auf "Flerräter" war dieses Nennen-wir-es-Comeback für mich gar nicht mal so abwegig. Dann wieder Imagewechsel. Die abgewaschene Cordon Sport von Bushido geerbt, schließt er sich nun dem ersguterjunge-Camp an. Die darauffolgende musikalische Entwicklung sei damit hinreichend dargestellt. Nun, 2009, ist Eko weg von Bushido und laut eigener Aussage wieder bei seinen Wurzeln angelangt – (fast) ganz ohne Disses. Er scheint gereift zu sein.

Als ich selbst anfing, mich mit deutschem Rap zu befassen, war "Jetzt kommen wir auf die Sachen" etwa ein Jahr draußen. Songs wie "Drück auf Play", die darauffolgenden Dinger mit Kool Savas und auch banale Disstracks wie die "Renexekution" haben mich in dieser Zeit entscheidend geprägt. Dieses freche Überhebliche in der Stimme des damals noch 16-jährigen unbeschwerten Ekrem Bora, dem man einfach das Feuer, die Liebe zu Rap, noch anmerkte. Kann man wieder daran anknüpfen? Kann man nach neun Jahren mehr oder weniger geglückten Imagewechseln einfach den Schalter umlegen und wieder zum energiegeladenen Jungen im Azad-T-Shirt werden?

"Ihr wart alle auf Aggro, ihr habt Optik geschoben/ Aber leider sind jetzt diese beiden doch nicht mehr oben/" – das sind die Zeilen, die Eko auf der "Abrechnung" direkt nach der oben schon genannten verkündet. Auf dem Opener und Titeltrack "Jetzt kommen wir wieder auf die Sachen" rappt er nun "OR ist jetzt weg, Aggro ist jetzt weg". Dass es jetzt wirklich zur Schließung der beiden an Deutschraps Entwicklung jahrelang maßgeblich beteiligten Indielabels kam, scheint er aber nicht als Genugtuung zu sehen. Insgesamt wirkt er reifer und deutet auch an, dass einer Versöhnung mit Kool Savas von seiner Seite aus nichts im Wege steht. Insgesamt fängt die leider nur fünf Songs starke EP sehr gut an und endet auch genauso. Lediglich in der Mitte mit "Bitte Spitte 2010" ist ihm plus Anhängsel Farid Bang ein Fehltritt gelungen, der weder mit textlicher Innovation, noch sonst irgendetwas glänzt. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass man einen guten ersten Teil niemals mit einem schlechten Nachfolger strafen sollte.

Die Instrumentale sind so, wie man auch Ekos Texte – ja, eigentlich das gesamte Konzept der EP – verstehen kann: Als Ankündigung von etwas Großem – dem kommenden Album. So rappt er mal auf apokalyptischen Orgeln oder theatralischen Streichern, während sich seine Texte größtenteils um das Gleiche drehen: Er ist zurück, rappt wieder wie früher, die Szene ist schlechter als er. Das wunderschöne "Dream" darf man dabei aber nicht vergessen:

"Wo ist Torch, wenn man ihn braucht?/
Meine Mucke namens HipHop hat sich wie in Bordellen verkauft/
"

Natürlich, es bleibt fragwürdig, ob solche Textstellen zu dem Eko passen, den wir über die Jahre kennenlernten. Nunja, eben der, der jung war und das Geld brauchte und sein Image fast so oft wechselte wie Socken – oder Labelbosse. Abgesehen davon erzählt der Song die Geschichte des jungen Platten-diggenden Teenagers so gefühlvoll, dass man selbst auch wieder anfängt, in eigenen Erinnerungen an die Anfänge im HipHop zu schwelgen.

Fazit:
Eko Fresh rappt nicht unbedingt wieder wie früher. Seine Stimme hat sich verändert und auch er selbst hat nach all den Jahren einen gewissen Reifeprozess hinter sich, den man ihm auch anmerkt. Das bedeutet beileibe nichts Schlechtes. Die EP weiß mit gutem Opener und Abschluss zu überzeugen, doch die Thematik, mit der der Künstler sich hier befasst, wird nicht ausreichen, um ein ganzes Album zu füllen. Darauf kann man aber aufbauen. Gutes Nennen-wir-es-Comeback!

Sonntag, 23. August 2009

unknown Kings: Juli 2009

An dieser Stelle noch mal herzlichen Dank an Bene für den Artikel zu Tapete & Crying Wölf!


Tapete & Crying Wölf – Tapeter und der Wölf: Vol.1 Lip Gloss




Tapete? Das doch kein Name für 'nen Rapper. Und auch wenn er persönlich aggressiven Sprechgesang nicht besonders mag, beinhaltet sein Lebenslauf doch alles für eine erfolgreiche Karriere im Biz. Er ist Schulabbrecher (harte Kindheit), war wegen Schwarzfahren schon ein paar Tage im Gefängnis (Crime), hatte einige Zeit kein Dach über dem Kopf (Streetcredibility), klagte sich aus einem einengenden Majorvertrag frei (Realness) und besitzt mindestens vier MySpace-Profile (Publicitiy). Die gemeinsam mit dem Sänger Crying Wölf entstandene EP "Tapeter und der Wölf: Vol. 1 Lip Gloss" verarbeitet allerdings kaum etwas davon, sondern ist einfach geschmeidiger Elektrorap zum Abgehen und Wohlfühlen. Auf stiltechnisch schlecht einzuordnenden, innovativen Beats werden halbironisch Lieblingskioskkühlregale, Taugenichtsdasein und Brustmuskeln thematisiert. Und auch wenn flowtechnisch keine große Abwechslung geboten wird, bekommt man von dem Künstlerduo wunderbaren Rap, der ins Ohr geht und zum Abdrehen einlädt. Vor allem für Leute, die auf der Suche nach Abwechslung zum harten HipHop-Game sind, ist Tapete ein Muss. Oder in seinen Worten: "Ich hasse diese Lieder von auch so Rapper und so. Die machen da immer so Namennennen und dann irgendwie so Sauereien erzählen... nur mal so abschließend jetzt."

http://www.myspace.com/tapeteberlin – kostenloser Download


Manges – Logistik



"Hey, dein CD-Player hängt!", so meine kostverächtende Freundin eines Tages im Auto, als ich das Album des Darmstädter Rappers und Produzenten zum Probehören eingelegt hatte. Und es stimmt schon irgendwie. Manges lässt sich viel Zeit beim Aufbau seiner Songs. Mit charakteristischen, immer wiederkehrenden Schlagzeug-Sequenzen, Interludes zwischen den Stücken und den insgesamt sehr minimalistisch gehaltenen Instrumentalen wirkt das Album eher wie ein einziger Song, ein großes Gesamtwerk. Dabei scheint der Rapper aus dem Hause Kehlkopf zwar etwas atemlos, allerdings ohne dabei Hektik zu verbreiten. Ich glaube 'smooth' ist ein wirklich passender Ausdruck dafür. Schon mit seinem 2003 erschienenen Werk "Regenzeit in der Wüste" weckte Manges Hoffnungen auf weitere frische und spannende Produktionen. Und das bestätigt er sechs Jahre später nun mit "Logistik". Super durchproduziert, lässige, wenn auch technisch nicht unbedingt progressive, Raps und ehrliche Texte, die mit einfacher Sprache auf den Punkt treffen. Klasse Ding – und leider das letzte aus dem Projekt Manges. Doch neue Wege wollen beschritten werden...

http://www.myspace.com/madingermany – zu kaufen


Sokom – Raus mit der Sprache



So etwas habe ich selten erlebt. Wenn ich das Cover sehe, dann stelle ich mir auf jeden Fall eine andere Stimme für Sokom vor als die, die bei "Raus mit der Sprache" eben raus mit der Sprache kommt. Dunkel und rough statt jung und hoch. Und dann macht dieser Jungspund auch noch Musik, die man eigentlich einige viele Jahre früher einordnen möchte. Zu recht bezeichnete sich Sokom als Oldschooler im Herzen. Textlich orientiert sich der junge Rapper aus Freiburg an seinem Album-Titel (Überraschung!) und spricht melancholische und persönliche Themen an, mit denen man sich gut selbst identifizieren kann, lässt aber auch in Battletracks die weibliche Grippenverbreiterin raus. Die Produzenten verleihen den Songs mit meist krachenden Beats ein vielfältiges Klangbild – der rote Faden geht trotzdem nicht verloren. Einziges Manko: Auch wenn man Sokom die textliche und technische Routine anmerkt, wirkt er teilweise noch etwas unsicher; vor allem auf schnelleren Beats kommt er etwas angestrengt und gehetzt rüber. Ein durchaus solides Werk!

http://www.myspace.com/sokomone – zu kaufen


Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings – *Künstlername*" an jan@rappers.in.
Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann, ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!


(Jan König und Benedikt Dirschl)

Donnerstag, 23. Juli 2009

Ayranmaiden trifft Prinz Pi

Auch mal was anderes. Wie dieser Prinz Pi einfach sagt "Lass uns doch mal über was Wichtiges reden" und die Aufmerksamkeit auf den Iran lenkt. Interessante Diskussion mit vielleicht etwas zu versteifter Sicht eines Rappers, der in letzter Zeit Musik zum Schädelficken macht und neongrünen Affen Zucker gibt:



An dieser Stellen nochmal "Props" an Ayranmaiden. Guter Junge!

Samstag, 18. Juli 2009

LVTV Folge 9 - splash! Report 2009

Das zwölfte Splash bot viel Zeit zum Chillen, das Wetter-Armageddon, die geilste Kappe der Welt, Peniskonsum, Zeltplatz-Anarchie, Regen wie gewohnt, jede Menge Shows und eigentlich ziemlich räudig brechende Stangen. LVTV war natürlich live dabei.


Dienstag, 14. Juli 2009

splash! 2009



Ich hab mir am Anfang überlegt, einen richtigen Report über unseren Aufenthalt auf dem splash! Festival zu schreiben, aber da das mittlerweile zu durchgekaut und mein Leben generell belanglos ist, hier einfach ein kritisches Statement über die Entwicklung des Festivals.

Ich bin beileibe kein langjähriger splash!-Hase. Doch ich denke auch nach dem dritten Jahr kann man eine gewisse Entwicklung erkennen. Erst mal die Verlagerung des Festivals von Pouch nach Ferropolis. Das Positive: Die Treppen rund um die Hauptbühne waren ideal zum gemütlichen Betrachten der Auftritte aus der (nicht so weiten) Ferne. So konnte man sich bei Acts, die zwar interessant, aber nicht unbedingt zum Abgehen sind, gemütlich hinpflanzen und mit Musik entspannen. Auch von der Aufteilung her war das Festivalgelände insgesamt schöner anzusehn, es gab dank Betonuntergrund keine all zu miesen Schlammschlachten. Allergrößtes Manko aber: Der Weg. Hat spürbar (zumindest was ich mitbekommen habe) die Laune gedrückt. Da konnte man nicht mal wegen ner Pause von ner Stunde zurück auf den Zeltplatz laufen, gemütlich was trinken, Einkäufe abliefern oder was Wärmeres anziehen. Was natürlich andererseits geschickt für die Stände auf dem Festivalgelände war: Wer länger bleibt, lässt mehr Geld da.

Aber was war der wirkliche Grund für den Umzug? Wer etwas darüber nachdenkt, weiß ziemlich schnell, dass gut gemeinte Erklärungen wie "Jetzt können wir noch einen Skatepark einrichten!" oder "Jetzt gibt es noch eine extra Bühne statt Zelt!" nur sehr schwache Ausreden für eine traurige Tatsache sind: Das splash! stirbt. Wer dort war, hat sicher gemerkt, wie viel kleiner alles auf einmal geraten ist. Das fängt schon bei Kleinigkeiten wie einer Leinwand neben der Mainstage an, an denen gespart wurde, aber ist auch einfach insgesamt an der Menge der Leute meiner Meinung nach zu sehen gewesen. Dann ist auch die Tatsache, dass drei Wochen vor Festivalbeginn noch beim Klamotten-Discounter (!) Karten für 75 Euro verschachert werden, im Nachhinein gar nicht mehr so als Überraschung zu sehen. Es wurden einfach nicht genügend Karten verkauft. Taz.de berichtet von etwa 7000 im Vorverkauf, weniger als die Hälfte von letztem Jahr (Quelle). Ferropolis war anscheinend einfach kleiner und kostengünstiger.

Und natürlich haben die Veranstalter dieses Jahr versucht, dem Trend entgegenzuwirken und das Line Up insgesamt einfach genreübergreifender zu gestalten, um vielleicht etwas mehr Leute zu ziehen. Da ist dann ein Clueso Headliner, MSTRKRFT und Alter Ego legen in der Nacht auf. Es scheint auf der einen Seite auch irgendwie hingehauen zu haben. Ich für meinen Teil habe zum Beispiel noch nie so viele Frauen auf dem splash! gesehn (kann aber sein, dass ich das letztes Jahr auch schon gesagt habe). Andererseits haben sich die Veranstalter mit dieser Entscheidung ins eigene Fleisch geschnitte. Der Unmut der "Straight-HipHop-Realkeeper" war deutlich zu spüren ("Alter, das is doch kein HipHop. Wir sind hier aufm splash!"), Sonntags bei Clueso ist vielleicht ein Viertel des Platzes vor der Hauptbühne gefüllt. Ich zitiere Samy 2005: "Sieh wie beschissen's HipHop geht, die Hauptacts dieses Jahres sind Seeed oder Söhne Mannheims".

Und wenn dann die meisten der Acts schon die Jahre zuvor auf dem splash! waren, dann bleiben die HipHop-Heads zu Hause, weil es sich einfach nicht lohnt. Die einzigen Auftritte, die mich persönlich so umgehauen haben, waren Curse und Samy. Obwohl ich die neueren Lieder nicht kannte, hat man danach einfach gesagt "Geil!". Die müssen auch nicht wie wild auf der Bühne rumzappeln und sich tausende Showeinlagen überlegen, weil einfach schon ihre Präsenz auf der Bühne etwas ausstrahlt. Nichts gegen die anderen, KIZ, Casper, Olli Banjo usw waren natürlich alle Abriss, aber man hat es halt schon auf den Jahren davor immer wieder gesehen. Deswegen braucht splash! vielleicht wieder etwas Frische, um jährlich Kommende zu überzeugen (und damit meine ich keine Künstler eines anderen Genres). Ich für meinen Teil sehe leider schwarz für nächstes Jahr. "Nächstes Jahr wird kein splash! mehr stattfinden" ist in den letzten Tagen von HipHop-Propheten und Besserwissern einfach zu oft gefallen, um mich positiv zu stimmen.

Montag, 6. Juli 2009

Kalkofes Mattscheibe: Ferris MC

Anlässlich eines bald erscheinenden Interviews (weeenk mit dem Zaunpfahl), hab ich das mal wieder rausgekramt:



Einfach zu gut. Ich lach mich jedes Mal wieder drüber kaputt. Und die "Realkeeper", die sagen, man darf über "Rapper-Verarsche" nicht lachen, haben keinen Humor ;).

Dienstag, 30. Juni 2009

unknown Kings: Juni 2009

Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf MySpace oder Massenmails im Instantmessenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: "Hey, ich habe mein Album (Mixtape, Streettape, Streetalbum, Streetmixtape, Tapemixstreet, Albumtapemix... diese Liste lässt sich beliebig fortführen) fertig gestellt. Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab".
Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre, wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Internet in Deutschland rumgeistern, ist das nahezu unmöglich.
Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem - da kann er ja (meistens) nichts falsch machen – während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen.

Mit dieser Rubrik habe ich mir das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die meiner Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypeter Internetgrößen anzutreffen sein, noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen.
Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.



Kico – Stimmungsschwankungen



Eigentlich ist dieses Release ein typisches Internet-Album: Battle-Represent-Dies-Das, einige unbekannte (und teilweise gar nicht mal so gute) Features, ab und zu mal ein nachdenklicher Text über das Leben, das einen doch immer in den Hintern tritt, und natürlich ein paar Doubletime-Einlagen. Und auch wenn hier thematisch nicht viel passiert, kann Kico mit seiner angenehmen Stimme, seiner lockeren und trotzdem energiegeladenen Art zu rappen und einfach auch ein bisschen Sympathie punkten. Geht es um Battle, bewegt er sich meistens irgendwo zwischen den gespreizten Beinen deiner Freundin (die macht es eh mit jedem, Bitch, aber nur mit ihm, weil er so gut aussieht), belanglosem Genitalvergleich und gut gemeinten, aber oft relativ abgedroschenen Vergleichen ("das kann nicht angeh'n wie kaputte Fernseher"). Wenn sich seine "Stimmungsschwankungen" dann aber mehr in Richtung ruhig und melancholisch bewegen, geht da schon etwas mehr. Die musikalische Untermalung passt und auch die Refrains sind meistens eingängig. Mit ein bisschen mehr Liebe zum Detail und vor allem Themenvielfalt kann das beim nächsten Mal was ganz Großes werden.

http://www.myspace.com/kicorap – kostenloser Download


Phil62 – Dein Blaues Wunder



So richtig kann ich Phil62, gesignt bei "667", nicht wirklich einschätzen. Dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt und gern mal einen drauf macht, geht schon aus dem Titel dieses guten Stückes hervor. Doch wo soll ich zum Beispiel die Reimketten einordnen, die meistens nur aus sinnlos aneinander gereihten Wörtern besteht? Auch nur sein Senf zum Status quo der deutschen Raplandschaft, oder einfach nur Faulheit, sich hinzusetzen und passende Reime zu finden? Genug genörgelt. Phil imponiert durch einen ausgefallenen Flow (wer die Art seiner Betonungen gehört hat, weiß was ich meine), eine zwar etwas hohe aber kräftige Stimme und interessante Texte. Denn obwohl die Themen auch bei ihm nicht immer die ausgefallensten sind – wo sind sie das schon heutzutage? – kann er doch mit dem ein oder anderen Song überraschen. So rappt er zum Beispiel auf "Schizophren" à la "Touch it" über Engelchen-Teufelchen-Erfahrungen im Club. Auch wenn ich als Besserwisser sagen könnte, dass ich letzte Woche gelernt habe, dass es sich hierbei überhaupt nicht um Schizophrenie handelt – aber wer nennt seinen Track wohl gerne "Multiple Persönlichkeitsstörung"? Klänge ja uncool. Fazit: Gutes Album mit innovativem Style. Weiter so!

http://www.myspace.com/phil62ducktapes – zu kaufen


Graf Fidi – Grafische Darstellung



Es gibt verschiedenste Verhaltensmuster, die Menschen mit Behinderungen aufweisen. Depression, man kann nicht damit umgehen, dass man auf andere Menschen angewiesen ist. Doch oft kann man auch mit der Zeit Akzeptanz erkennen. Doch dass man jemanden wie Graf Fidi, der im Rollstuhl sitzt, antrifft, der so viel Lebensfreude ausstrahlt und aus der Musik so viel Kraft zu schöpfen scheint, ist selten. Irgendwie muss ich den Grafen einfach sympathisch finden. Das fängt schon bei seinem herrlichen Logo an (ein "G" kreuzt ein Mikrofon und stellt so einen Rollstuhlfahrer dar), geht weiter über die groovigen minimalistischen Beats, die sehr musikalisch wirken, und endet bei seinem frischen Rapstyle, der irgendwie überhaupt nicht zu den Genossen aus Berlin, seiner Heimatstadt, passt. Graf wirkt einfach frech, lässig – Scheiße, ich sprech' es einfach aus: Wie eine Mischung aus Dynamite Deluxe und Blumentopf. Steinigt mich für diesen Vergleich. Aber trotzdem passt er irgendwie. So wird das Album so manchem Mitt-Zwanziger vielleicht sogar die ein oder andere nostalgische Träne in die Augen treiben. Doch nicht nur die etwas an deutschen Old School-Rap erinnernde Art macht Graf Fidi aus. Er wirkt unbeschwert und hat kreative Ideen: So erleichtert er den Besuchern seiner Homepage das ewige langweilige Lesen seiner Informationen, sondern vertont seinen "Lyrischen Werdegang" direkt. Interessantes Gute-Laune-Album, welches für Technik-Battle-Mehrsilbenreime-Fanatiker vielleicht zu leichte Kost ist.

http://www.graffidi.de – zu kaufen


Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings – *Künstlername*" an jan@rappers.in.
Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann, ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!

Sonntag, 7. Juni 2009

Beardyman - Beatboxwunder



Hab den grade rausgekramt. Wie krass der zum Schluss hin seine Stimme und das Kaoss Pad miteinander koppelt. Großes Kino und vor allem Entertainment!

Yo! Majesty - Don't Let Go



Grade in den Kommentaren beim lieben Badaboom gefunden. Kannte ich vorher nicht, den Song, aber flasht mich übertrieben gerade. Flavour!

Deutschraps erstes Maskottchen



Rapper und Freund Jate B (genau, der von Wer Wird Millionär!) hat sich die Mühe gemacht, mal ne Jam hier in Landau zu organisieren. Trotz der relativ geringen Zuschauerzahl war es doch ein gelungener Abend. Videos von unserem Gig kommen evtl. noch. "Und denkt immer an die Katze!"

Achja, das Video is vom Soundcheck und das übertrieben breite Kreuz zu Beginn is mine. Yüah!

Endlich mal reingehört: FR - Vorsicht Stufe

Da ich jetzt durch den Zivildienst ca. ne Stunde Fahrt habe jeden Tag, komme ich auch endlich mal dazu, in CDs reinzuhören, die ich mir schon seit langem zulegen wollte.
Eine davon war das "neue" Album vom auch nicht mehr so jungen Jungtalent FR: "Vorsicht: Stufe".

Sowohl "Mundwerk" als auch "Mittelweg" stehen bei mir (legal!) im Schrank und wurden relativ oft gehört. Was ich an diesem Kerl schon immer mochte, war sein beachtliches Talent, Texte zu schreiben, aber auch flowtechnisch hat er sich seit Mittelweg extrem steil nach oben (für mich fast an die Spitze) entwickelt. Deswegen war ich richtig richtig gespannt auf dieses Release, da mir die Vorarbeit der DEAG auch sehr zusagte.

Da sind wir nun. Erster Track. Erster Gedanke. "FR recyclet ernsthaft Zeilen aus seinen alten RBA-Battles?". Halb so wild. Zweiter Gedanke. "Flowtechnisch wieder spitze". Und auch wenn mir die Art, wie FR manchmal mit der Stimme spielt (diese nach unten Verstellerei) nicht so wirklich gefällt, überzeugt das Album trotzdem mit technischer Versiertheit und - vor allem - Ideenreichtum. Da sei zum Beispiel "Rap ist mein Fetisch", in dem der Braunschweiger Jungspund (der anscheinend während der Pubertät zu oft an Rap gedacht hat und seine Sexualität nun etwas verspätet ausleben will) gekonnt des HipHoppers zweier Lieblingsthemen Rap&Sex verknüft oder auch "Nie gesehen" mit einer zweiten Strophe, die die Reimkettenvorgänger der letzten beiden Alben in die Schranken weist.
Trotzdem wollen die Tracks größtenteils bei mir als Hörer nicht so hängenbleiben, wie es zu jener Zeit bei den Vorgängern war. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Es gibt sehr viele geniale Tracks. "Kopf gegen Herz" ist auch nach dem 50. Mal Hören noch Gänsehaut. "Phantom der Poser" als zwar nicht die allererste, doch trotzdem super umgesetzte Ode an den Whack MC. Und die super Idee "Alles was ich habe", in der FR einen Brief in die Vergangenheit schreibt und so einen Track aus früheren Zeiten beantwortet. Oder auch technische Feuerwerke wie der Alliterationssong "Das F und das R".

Aber geht man nach zwei zu ihren Zeiten wirklich erstklassigen Alben vielleicht mit zu hohen Erwartungen an so ein Werk? Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich in ein paar Monaten, wenn man mich nach den drei Releases fragen , mit den anderen beiden positivere Gedanken verbinden würde. Vielleicht liegt es daran, dass FR schon fast zu sicher ist, dass einfach die innere Unruhe, ja, irgendwie der Flavour fehlt? Starkes Album, aber ich höre es teilweise mit gemischten Gefühlen.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Review: Pal One - Seelentreffen



01. Wie Es Ist
02. Ein Mann, Ein Rhyme
03. Herz Auf Der Zunge
04. Ohne Dich
05. Denk Nach
06. Kein Liebe Im Spiel
07. Lass Die Zeit Los
08. Treu Geblieben
09. Zu Hause
feat. Nicole Hadfield
10. Zufrieden
11. Ein Mann, Ein Rhyme
(Remix)

Pal One ist irgendwie andersrum. Bevor mir jetzt aber energische Forenkids und realkeepende Streethustler mit aufgebrachten "no homo"-Schreien entgegenkommen, nehme ich am besten sofort die Luft aus dieser missverständlichen Behauptung, da es viel eher um die persönliche Entwicklung des "Mannemer" Urgesteins geht.
Denn der Rapper entpuppt sich nicht als Wolf im Schafspelz, nein, aus dem "Palwolf" entwickelte sich ein Rapper, der sich nicht mehr nur mit belanglosen Dingen rund um Rap und seine Attitüden befassen, sondern
der in einem "Seelentreffen" seine inneren Gefühle, ja, auch wenn es abgedroschen klingt, seine Seele darlegen will.

Doch davon merkt man nicht viel. Man denkt, seit "Fokus: Rap" hat sich mit dem aktuellen Titel wohl auch die Wertlegung im Bezug auf die Thematik der Texte geändert. Das stimmt schon irgendwie: Pal One rappt jetzt nicht nur noch über Rap, sondern über Rapper, die nicht über ihre Gefühle rappen. Und das wirklich auf nahezu jedem Song des Albums. Da werden mal die bösen Rapper angeprangert, die Rap nur wegen des Geldes und nicht aufgrund der Liebe zur Musik machen und... hm, das wars eigentlich schon. Da jeder Raphörer wahrscheinlich 153.000 (natürlich legal beschaffte) Songs über das selbe Thema auf seiner Festplatte hat, ist das irgendwie ermüdend und nichts Neues.

"Du gibst mir Geborgenheit und das Licht ist drin/
Und wer rappt heutzutage über Dinge, die wichtig sind?/
"

Diese Textpassage ist wahrscheinlich das erschreckendste Beispiel für die Dumpfheit der Texte Pal Ones. Denn was bitte hat ein müdes, abgedroschenes Statement über Rap in diesem Liebeslied "Ohne Dich" zu suchen, in dem PalOne zuvor wirklich ehrlich über eine schwierige, aber zugleich auch für ihn sehr wichtige Beziehung zu einer Frau rappt?
Das ist das Traurige am gesamten Konzept des Albums, das sicherlich nicht so beabsichtigt war, sondern sich erst Track für Track in diese Richtung entwickelt hat. Denn Pal One rappt nicht über Gefühle, sondern er rappt darüber, über Gefühle zu rappen. Und das auf Albumlänge. Hinzu kommt, dass er fast schon unfähig ist, sinvolle und interessante Texte zu schreiben. Ein Reimwunder war Pal noch nie. Aber wenn die eh schon einsilbigen Reime trotzdem noch so unangebracht und erzwungen wirken, dann läuft da eindeutig was schief.

Das soll jetzt kein kompletter Verriss sein, denn das Album ist sauber produziert, Pal bewegt sich zwar steif (ein Freund von mir nennt ihn liebevoll den Metzger), aber dennoch sicher im Takt, kennt sein Handwerk, auch wenn er sich raptechnisch in den letzten Jahren nicht wirklich weiterentwickelt hat – aber wie viele Fans schreien denn nach dem alten Samy oder dem alten Savas? Auf "Zufrieden" betritt er andere Wege. Weg vom Nörgeln, von der Unzufriedenheit mit dem Status quo der Rapszene erzählt der Song von Pals Zufriedenheit mit seinem Lebensweg und kann so als Abschluss einer Entwicklung angesehen werden, die er im Laufe des Albums durchgemacht hat:

"Wenn ich wählen könnte, würd ich's nochmal so machen/
Den Job schmeißen, mich wieder bewerben, die ganzen Sachen/
Aber eines werdet ihr mir nie wieder nehmen/
Die Liebe zum Menschen, Liebe zum Leben, Liebe zum Geben/
"

Dieser Song ist ein Beweis dafür, dass Pal One es besser kann. Auf dieses Instrumental passt sich seine Stimme gut an und man hat nicht das Gefühl, dass der Text so hingeklatscht ist, wie es auf den anderen Tracks wirkt. Hier wirken die Emotionen, die er mit seiner Stimme transportiert, echt. Das ist auch ein Problem auf den anderen Songs. Durch die immer ähnliche Thematik jedes Songs und die immer gleiche Vortragsweise springt der Funke nicht über und das gesamte Album wirkt monoton.

Fazit: "Treffen sich zwei, einer kommt nicht" – dieser total dumme Stammtischwitz, den ein alter Schulkamerad von mir nach ein paar Bierchen immer wieder zu erzählen pflegt, trifft es irgendwie. Denn dieses "Seelentreffen" ist kein wirkliches Treffen. Der Hörer wird nicht erreicht, er wird von den Texten nicht berührt. Insgesamt wirkt das Gesamtwerk undurchdacht. Man möchte hoffen, dass es am Konzept und nicht an einem mittlerweile ermüdeten Rapper liegt. Zwar technisch sauber, aber einfach nicht innovativ.

Donnerstag, 21. Mai 2009

unknown Kings: Mai 2009

Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf MySpace oder Massenmails im Instantmessenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: "Hey, ich habe mein Album (Mixtape, Streettape, Streetalbum, Streetmixtape, Tapemixstreet, Albumtapemix... diese Liste lässt sich beliebig fortführen) fertig gestellt. Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab".
Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre, wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Internet in Deutschland rumgeistern, ist das nahezu unmöglich.
Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem - da kann er ja (meistens) nichts falsch machen – während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen.

Mit dieser Rubrik habe ich mir das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die meiner Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypeter Internetgrößen anzutreffen sein, noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen.
Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.



Olson Rough - Rude Boy



Eigentlich weiß man schon nach ein, zwei Tracks, um was es sich bei den Texten von Olson Rough dreht: Er war einmal ein böser Bube, der böse Dinge gemacht hat und einen Haufen starker, harter Freunde als schlechten Einfluss hatte. Und auch, wenn solche Thematik und Streetcredibility-Fußpilz bei mir mittlerweile ähnliche Wirkung hervorrufen wie heißes Bier (starke Müdigkeit, lautes Schnarchen und dann aufwachen und sich darüber aufregen, dass es einem nicht wie versprochen besser, sondern jetzt noch schlechter geht), bringt es der "Rude Boy" irgendwie sympathisch, aber vor allem authentisch rüber. Mal auf sanfte Beats mit Vocalsamples, mal etwas treibender, erzählt er hauptsächlich Geschichten über seine Jugend, wie er abrutschte, sitzenblieb, Kontakt zu Drogen bekam, aber sich jetzt doch wieder gefangen hat – und ist so das musikalisch-intelligente Pendant zum dumpfen "Isch stesch disch ab"-Rap. Vor allem reimtechnisch bewegt er sich auf sehr hohem Level, ich wundere mich beim Hören immer wieder darüber, wie er doch so viele mehrsilbige Reime, die dennoch perfekt zur Story passen, in einen Song packen kann. Gutes Album. Und nicht zu vergessen natürlich das geniale "Fremd geworden".

http://www.myspace.com/olsonrough - kostenloser Download


JuseJu - YO! Hip Hop hat mein Leben zerstört



JuseJu lebt für die Bühne. Er hat in den letzten Jahren viele Liveerfahrungen gesammelt und unter anderem mehrere Freestylebattles gewonnen, so dass sich diverse vor Selbstwertgefühl nur so strotzende Internethustler schon das ein oder andere Scheibchen (no Beef) von ihm abschneiden können.
Meistens läuft das ja so ab: Man hört einen Künstler live, findet ihn total geil und entertainend, holt sich die Platte und ist zu Hause übertrieben enttäuscht, weil die recordeten Tracks vor allem style- und powertechnisch einfach nicht an die gute Performance rankommen. Bei JuseJu nicht. Er ist vom Rapstil her zwar eindeutig in die Münchener Ecke einzuordnen ("Öööööh, Blumentopf!" hört er aber anscheinend überhaupt nicht gerne), doch macht sein eigenes Ding, ist technisch versiert und vor allem textlich sehr locker und witzig, greift Themen, die von anderen Rappern eher ernst gemeint sind, auf und verpackt sie ironisch. Auch Tracks mit Message bringt er gut und glaubhaft rüber (Hallo, ich bin eine abgedroschene Phrase). Nur was mit dem Track "Mädchen vom Gymi" so richtig gemeint ist, verstehe ich nicht. Vielleicht, weil ich keins bin.

http://www.myspace.com/juseju - zu kaufen


Harry - Zeitgeist



Normalerweise tu ich mir ja Alben nicht an, die im Intro schon mit einem herzzerreißenden Seufzer beginnen. Ist ja irgendwie wie bei Filmen ohne Happy End, man ist danach noch schlechter drauf als vorher. Normalerweise überzeugt mich ein Album aber auch nicht schon im Intro ("Die Zeit ist jetzt") so sehr, dass ich immer wieder zurückskippe, um die erste Strophe nochmal und nochmal zu hören, so dass ich nur sehr langsam bin im Durchhören des Gesamtwerks. Harry macht nachdenkliche Songs, ist nach eigener Aussage immer real geblieben und beschäftigt sich nicht mit Genitaliavergleichsthematik. Und das braucht er auch gar nicht, denn er ist flowlich sehr sicher, textlich zum Nachdenken anregend (sowohl durch sehr persönliche Texte, als auch erzählte Geschichten) und hat irgendetwas Unbeschreibliches in der Stimme, das ihn einzigartig macht und mich irgendwie turnt (Ist es hier angebracht? Ja: No homo). Auch die musikalische Untermalung von Joshimixu, Nekst86, Exact und Dinjo passt da wie das Knie in die Leistengegend.

http://www.myspace.com/harry2006music - kostenloser Download


Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings - *Künstlername*" an jan@rappers.in.
Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann, ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!

Dienstag, 19. Mai 2009

Herr Merkt: Kennenlernrunde Vol. 6


Kennenlernrunde Vol. 6

Dieser Herr Merkt ist eine coole Sau. Verfolgt genau mein Ziel, nämlich Newcomer zu unterstützen. Und deswegen gehört dieses Projekt (nennen wir es Sampler) auch unterstützt. Laden und verbreiten. Sind viele bekannte, unbekannte, aber vor allem talentierte junge Künstler mit drauf! Weiter so!

Donnerstag, 14. Mai 2009

Lachen mit dem König: Get rich or die tryin



Köstlich. Hab mich vorhin wieder dran erinnert. Lief vor paar Wochen auf Pro Sieben und ich hab mich ja wirklich auf Niveau-Limbo und Fremdscham-Hochsprung eingestellt. Aber was einem da geboten wurde, war echt der Hammer. 50 Cent hat sich durch hartnäckiges und ausdauerndes Training so belastbare Kiefermuskeln antrainiert, dass er selbst bei seinen bösesten Blicken (und die gibt es sehr sehr oft in diesem Film) keinen Krampf bekommen hat. Bestes Zitat (so irgendwie): "Was machst du beruflich?" - "Ich bin Gangster!".
Ich kam ausm Lachen nicht mehr raus. Also, einsame Momente? Traurigkeit? Ab vor den Fernseher, ihr werdet danach sicherlich dümmer sein, aber bestimmt auch besser gelaunt!

Mittwoch, 13. Mai 2009

Beginner Soundsystem im Freiraum, Landau

Highlight in der Dorfdiskothek! DJ Mad und Denyo haben sich als das "Beginner Soundsystem" für den hiesigen Club angemeldet und die HipHopper krochen im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Löchern.
Es war relativ witzig, mit anzusehen, wie die meisten schon auf die 30 zugehenden alten Anhänger, ihre abgeranzten Caps wieder ausm Schuhschrank gekramt, auf einmal wieder unterwegs sind, wenn mal was läuft.

Netter Abend, gute Performance, zum Finale gab es dann ein besonderes Schmankerl.
Eminems "Lose Yourself" auf den "Füchse" Beat. Legendär!

Dienstag, 5. Mai 2009

Die schöne Konkurrenz

Wie mittlerweile ziemlich viele engagierte HipHop-Freaks bin auch ich wissbegierig und wühle mich ab und an durch die Blogosphäre, um neue interessante Blogs ausfindig zu machen, um immer up to date zu sein.
Hier mal eine Auswahl der Blogs, die ich täglich lese:

Badaboom badabang Blog:
Sehr aktuell, witzige Art zu schreiben, vor allem Artikel wie "Deutschrap urteilt" oder unterhaltsame Statements wie "It's cool to hate" wissen zu gefallen.

http://blog.hiphop.de/badaboombadabang


Herr Merkt spricht über HipHop:
Klasse Konzept, "Herr Merkt Hörercharts" sind on top und der Musikgeschmack ist zu meinem relativ kongruent (Besserwisserslang, yüah).

http://herrmerkt.blogspot.com/


Blogsports1:
Sehr ambitioniert und aktuell, immer die erste Adresse, wenn es um szeneinternen Klatsch geht. Deutschrap ist Entertainment!

http://blogsports1.de/


Beats mit Senf:
Vor allem die neuen Kommentare zur Entwicklung der Rapszene gefallen mir sehr gut und regen zur Diskussion an. Sonst sehr schöner Blog, der durch den Musikgeschmack und der Meinung des Schreiberlings ziemlich OldSchool (falls das in Verbindung mit Blogs nicht als Blasphemie zählt) gehalten rüberkommt.

http://beatsmitsenf.blogspot.com/


JD's Rap Blog:
Weltklasse Konzept. Kramt immer mal wieder gute Exclusives und Remixes raus, die man so noch nicht kennt. Guter Junge. Tolles Design.

http://www.3t-production.de/jds-rap-blog/

Montag, 4. Mai 2009

Olli Banjo - Deine Sprache



Heut mal wieder "Lifeshow" ausgepackt (original!) und daran erinnert, wie ich dieses Lied vor nem Jahr bis zum Erbrechen gehört hab. Kann nach wie vor alles!

unknown Kings: April 2009

Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf MySpace oder Massenmails im Instantmessenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: „Hey, ich habe mein Album (Mixtape, Streettape, Streetalbum, Streetmixtape, Tapemixstreet, Albumtapemix…diese Liste lässt sich beliebig fortführen) fertig gestellt. Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab“.
Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Internet in Deutschland rumgeistern ist das nahezu unmöglich.
Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem - da kann er ja (meistens) nichts falsch machen - während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen.

Mit dieser neuen Rubrik habe ich mir das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die meiner Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypeter Internetgrößen anzutreffen sein, noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen.
Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.



2Bough - Private



Der französisch stämmige 2Bough geistert jetzt schon seit einigen Jahren durch die Rapszene, vor allem im RBA-Umfeld, aber auch hier auf rappers.in (wo er schon des Öfteren in der Top5 anzutreffen war) ist er sowohl als Rapper, aber auch als Producer schon länger ein Begriff. Was er mit seinem Download-Album in Überlänge (27 Songs inklusive Bonus-Beats!) vermitteln will, sagt er schon im Intro („Der Anfang vom Ende“): Rap mit Herz, abseits von Klischees („Ich will was Neues bring’, was Ehrlichkeit und Liebe zeigt“, „trag keine Baggys, die Zeit ist schon lang vorbei“). Und so geht es auch größtenteils auf den Songs (die übrigens bis auf wenige Ausnahmen von ihm selbst produziert sind) zu: Ob für eine verflossene Liebe oder seinen verstorbenen Bruder, 2Bough verarbeitet mit seinen Texten persönliche Erfahrungen, verzichtet bewusst auf Ghettoattitüden und greift wie zum Beispiel auf „Pop“ mit Autotune-Übertreibungshook und distanzierendem Text provokant auf „Szene-No-Go“s zurück. Rap- und produktionstechnisch bewegt er sich dabei auf festem Grund, auch wenn man auf diesem Release keine variablen Stimmeinsätze, hier-wächst-kein-Gras-mehr-Punchlines oder zig Flowwechsel erwarten sollte. Auch die von ihm produzierten Beats sind in sich stimmig, passen zur Vortragsweise, erfinden das Rad aber bei weitem nicht neu, der Hörer wird nicht überrascht. Solides Werk, was vor allem in schlechteren Zeiten sicherlich mal wieder seinen Weg in meinen CD-Player finden wird.

http://www.myspace.com/2bough - kostenloser Download


Meni und Deve - Was Größeres



Seit zehn Jahren sind sie nun schon dabei. Die Stuttgarter Meni und Deve, die seit 1999 aktiv Rapmusik betreiben - erst jeder für sich selbst, dann ab 2003 zusammen - sind nun Mitte Zwanzig und machen nach wie vor ihr Ding. Ihr Ding im Sinne von konventionellem Rap. Rap, der vielleicht für Jungspunde unter den Hörern sofort in die Schublade „Blumentopf“ gesteckt wird (was natürlich keinesfalls negativ gesehen werden muss!). Aufsehen konnten sie kürzlich mit ihrer „Stuttgart Hymne“ erregen, als sie im Januar Wochensieger beim „MTV Rookie Contest“ wurden. Doch nun planen sie „Was Größeres“: Wie schon vor dem ersten Anspielen des Albums zu erwarten, geht es hier insgesamt traditioneller zu: Beats auf Samplebasis, oft mit Trompetensounds garniert, das Drumset steht im Vordergrund; locker gerappte Parts, unterhaltsames Storytelling; zusammen gerappte Hooks, wenn Gesang, dann nur im Ansatz und mit der Melodie des Instrumentals. Man merkt den beiden den Spaß an der Musik an, kann sich bei den erzählten Geschichten (z.B. „In den Urlaub mit den Jungs“) den ein oder anderen Grinser nicht verkneifen, wenn man sich versucht vorzustellen, wie sich eine Gruppe feierwütiger Mittzwanziger mit einer Überzahl Rentner in die Haare bekommt (Anspieltipp!). Vielleicht nicht für Hörer der neusten, trendigsten Charthits auf der Höhe der Zeit geeignet, aber definitiv auch nicht nur für alte Hasen, die sich gerne mal wieder ihren Rucksack aus dem Schrank holen und zu dieser Musik in nostalgischen Erinnerungen schwelgen.


http://www.myspace.com/meniunddeve - zu kaufen


257ers - Hokus Pokus



Ja ja, die 257ers, sind ja im Moment ziemlich akktuell. Gepusht von Artgenossen wie Favorite, Jason oder Hollywood Hank reiht sich das Dreigespann irgendwo zwischen KIZ, den Orsons und den üblichen Pottverdächtigen ein. Was dabei heraus kommt, kann man sich jetzt irgendwie vorstellen, aber auch irgendwie nicht: Viel Schwachsinn, Spaß an der Sache, Lobpreisung von Tabakkwaren und diversen Halluzinogenen - wer tiefgehende Lyrik und Herzschmerz-Trauer-Rap sucht, ist hier fehl am Platz. Und so ist das Endprodukt zwar noch lange kein musikalischer Meilenstein, aber dennoch erfrischend. Denn die Jungs wissen wahrscheinlich nichts mit Akkorden oder Harmonien anzufangen, doch liefern mit diesem „Hokus Pokus“ ein vor allem live viel versprechendes Album ab. „Ein Album zum Mitsingen“ passt da ziemlich gut.

http://www.257ers.de - kostenloser Download



Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings - *Künstlername*" an jan@rappers.in.
Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann, ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!