Dienstag, 1. September 2009

Review: Eko Fresh – JKWWADS




01. Jetzt kommen wir wieder auf die Sachen
02. Wer zuletzt lacht!
03. Bitte Spitte 2010
feat. Farid Bang
04. Die Auferstehung
05. Dream


"Eko rappt jetzt wieder wie früher!"
Dieser Aufschrei, der seit der Ankündigung des "Jetzt kommen wir auf die Sachen"-Nachfolgers "Jetzt kommen wir wieder auf die Sachen" durch die Szene geht, kommt mir doch irgendwie bekannt vor. Ich erinnere mich: Wir schreiben das Jahr 2005, als sich Eko Fresh nach "L.O.V.E."-, Türkisch-Rap- und vor allem Hate-Eskapaden durch Rap-Hörer und andere Rapper mit seiner "Abrechnung" zurückmeldet, um zu zeigen, dass er nach wie vor der König von Deutschland ist. Und genau, ihr ratet richtig, in eben diesem Track kündigt er mit eben dieser Zeile seine Rückbesinnung zum alten Rapstil an.
Und nach einem weiteren überraschenden Part auf "Flerräter" war dieses Nennen-wir-es-Comeback für mich gar nicht mal so abwegig. Dann wieder Imagewechsel. Die abgewaschene Cordon Sport von Bushido geerbt, schließt er sich nun dem ersguterjunge-Camp an. Die darauffolgende musikalische Entwicklung sei damit hinreichend dargestellt. Nun, 2009, ist Eko weg von Bushido und laut eigener Aussage wieder bei seinen Wurzeln angelangt – (fast) ganz ohne Disses. Er scheint gereift zu sein.

Als ich selbst anfing, mich mit deutschem Rap zu befassen, war "Jetzt kommen wir auf die Sachen" etwa ein Jahr draußen. Songs wie "Drück auf Play", die darauffolgenden Dinger mit Kool Savas und auch banale Disstracks wie die "Renexekution" haben mich in dieser Zeit entscheidend geprägt. Dieses freche Überhebliche in der Stimme des damals noch 16-jährigen unbeschwerten Ekrem Bora, dem man einfach das Feuer, die Liebe zu Rap, noch anmerkte. Kann man wieder daran anknüpfen? Kann man nach neun Jahren mehr oder weniger geglückten Imagewechseln einfach den Schalter umlegen und wieder zum energiegeladenen Jungen im Azad-T-Shirt werden?

"Ihr wart alle auf Aggro, ihr habt Optik geschoben/ Aber leider sind jetzt diese beiden doch nicht mehr oben/" – das sind die Zeilen, die Eko auf der "Abrechnung" direkt nach der oben schon genannten verkündet. Auf dem Opener und Titeltrack "Jetzt kommen wir wieder auf die Sachen" rappt er nun "OR ist jetzt weg, Aggro ist jetzt weg". Dass es jetzt wirklich zur Schließung der beiden an Deutschraps Entwicklung jahrelang maßgeblich beteiligten Indielabels kam, scheint er aber nicht als Genugtuung zu sehen. Insgesamt wirkt er reifer und deutet auch an, dass einer Versöhnung mit Kool Savas von seiner Seite aus nichts im Wege steht. Insgesamt fängt die leider nur fünf Songs starke EP sehr gut an und endet auch genauso. Lediglich in der Mitte mit "Bitte Spitte 2010" ist ihm plus Anhängsel Farid Bang ein Fehltritt gelungen, der weder mit textlicher Innovation, noch sonst irgendetwas glänzt. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass man einen guten ersten Teil niemals mit einem schlechten Nachfolger strafen sollte.

Die Instrumentale sind so, wie man auch Ekos Texte – ja, eigentlich das gesamte Konzept der EP – verstehen kann: Als Ankündigung von etwas Großem – dem kommenden Album. So rappt er mal auf apokalyptischen Orgeln oder theatralischen Streichern, während sich seine Texte größtenteils um das Gleiche drehen: Er ist zurück, rappt wieder wie früher, die Szene ist schlechter als er. Das wunderschöne "Dream" darf man dabei aber nicht vergessen:

"Wo ist Torch, wenn man ihn braucht?/
Meine Mucke namens HipHop hat sich wie in Bordellen verkauft/
"

Natürlich, es bleibt fragwürdig, ob solche Textstellen zu dem Eko passen, den wir über die Jahre kennenlernten. Nunja, eben der, der jung war und das Geld brauchte und sein Image fast so oft wechselte wie Socken – oder Labelbosse. Abgesehen davon erzählt der Song die Geschichte des jungen Platten-diggenden Teenagers so gefühlvoll, dass man selbst auch wieder anfängt, in eigenen Erinnerungen an die Anfänge im HipHop zu schwelgen.

Fazit:
Eko Fresh rappt nicht unbedingt wieder wie früher. Seine Stimme hat sich verändert und auch er selbst hat nach all den Jahren einen gewissen Reifeprozess hinter sich, den man ihm auch anmerkt. Das bedeutet beileibe nichts Schlechtes. Die EP weiß mit gutem Opener und Abschluss zu überzeugen, doch die Thematik, mit der der Künstler sich hier befasst, wird nicht ausreichen, um ein ganzes Album zu füllen. Darauf kann man aber aufbauen. Gutes Nennen-wir-es-Comeback!

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