Sonntag, 23. August 2009

unknown Kings: Juli 2009

An dieser Stelle noch mal herzlichen Dank an Bene für den Artikel zu Tapete & Crying Wölf!


Tapete & Crying Wölf – Tapeter und der Wölf: Vol.1 Lip Gloss




Tapete? Das doch kein Name für 'nen Rapper. Und auch wenn er persönlich aggressiven Sprechgesang nicht besonders mag, beinhaltet sein Lebenslauf doch alles für eine erfolgreiche Karriere im Biz. Er ist Schulabbrecher (harte Kindheit), war wegen Schwarzfahren schon ein paar Tage im Gefängnis (Crime), hatte einige Zeit kein Dach über dem Kopf (Streetcredibility), klagte sich aus einem einengenden Majorvertrag frei (Realness) und besitzt mindestens vier MySpace-Profile (Publicitiy). Die gemeinsam mit dem Sänger Crying Wölf entstandene EP "Tapeter und der Wölf: Vol. 1 Lip Gloss" verarbeitet allerdings kaum etwas davon, sondern ist einfach geschmeidiger Elektrorap zum Abgehen und Wohlfühlen. Auf stiltechnisch schlecht einzuordnenden, innovativen Beats werden halbironisch Lieblingskioskkühlregale, Taugenichtsdasein und Brustmuskeln thematisiert. Und auch wenn flowtechnisch keine große Abwechslung geboten wird, bekommt man von dem Künstlerduo wunderbaren Rap, der ins Ohr geht und zum Abdrehen einlädt. Vor allem für Leute, die auf der Suche nach Abwechslung zum harten HipHop-Game sind, ist Tapete ein Muss. Oder in seinen Worten: "Ich hasse diese Lieder von auch so Rapper und so. Die machen da immer so Namennennen und dann irgendwie so Sauereien erzählen... nur mal so abschließend jetzt."

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Manges – Logistik



"Hey, dein CD-Player hängt!", so meine kostverächtende Freundin eines Tages im Auto, als ich das Album des Darmstädter Rappers und Produzenten zum Probehören eingelegt hatte. Und es stimmt schon irgendwie. Manges lässt sich viel Zeit beim Aufbau seiner Songs. Mit charakteristischen, immer wiederkehrenden Schlagzeug-Sequenzen, Interludes zwischen den Stücken und den insgesamt sehr minimalistisch gehaltenen Instrumentalen wirkt das Album eher wie ein einziger Song, ein großes Gesamtwerk. Dabei scheint der Rapper aus dem Hause Kehlkopf zwar etwas atemlos, allerdings ohne dabei Hektik zu verbreiten. Ich glaube 'smooth' ist ein wirklich passender Ausdruck dafür. Schon mit seinem 2003 erschienenen Werk "Regenzeit in der Wüste" weckte Manges Hoffnungen auf weitere frische und spannende Produktionen. Und das bestätigt er sechs Jahre später nun mit "Logistik". Super durchproduziert, lässige, wenn auch technisch nicht unbedingt progressive, Raps und ehrliche Texte, die mit einfacher Sprache auf den Punkt treffen. Klasse Ding – und leider das letzte aus dem Projekt Manges. Doch neue Wege wollen beschritten werden...

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Sokom – Raus mit der Sprache



So etwas habe ich selten erlebt. Wenn ich das Cover sehe, dann stelle ich mir auf jeden Fall eine andere Stimme für Sokom vor als die, die bei "Raus mit der Sprache" eben raus mit der Sprache kommt. Dunkel und rough statt jung und hoch. Und dann macht dieser Jungspund auch noch Musik, die man eigentlich einige viele Jahre früher einordnen möchte. Zu recht bezeichnete sich Sokom als Oldschooler im Herzen. Textlich orientiert sich der junge Rapper aus Freiburg an seinem Album-Titel (Überraschung!) und spricht melancholische und persönliche Themen an, mit denen man sich gut selbst identifizieren kann, lässt aber auch in Battletracks die weibliche Grippenverbreiterin raus. Die Produzenten verleihen den Songs mit meist krachenden Beats ein vielfältiges Klangbild – der rote Faden geht trotzdem nicht verloren. Einziges Manko: Auch wenn man Sokom die textliche und technische Routine anmerkt, wirkt er teilweise noch etwas unsicher; vor allem auf schnelleren Beats kommt er etwas angestrengt und gehetzt rüber. Ein durchaus solides Werk!

http://www.myspace.com/sokomone – zu kaufen


Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings – *Künstlername*" an jan@rappers.in.
Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann, ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!


(Jan König und Benedikt Dirschl)

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